Von Helmut Wunderlich
Auf der Tiege Wellen
gleitet flink mein Kahn,
plätschernd taucht das Ruder ein.
Glitzernde Libellen
schwirren summend an,
möchten mir Begleiter sein.
Schilfblätter bergen den Sänger im Rohr,
und so vertraut klingt das "Ro ro rip" im Ohr:
Singe kleines Vöglein
mir der Heimat Lied,
es bezaubert mein Gemüt!
Grüßend schaut der Kirchturm
über Damm und Wall
in den warmen Sonnenglast.
Buttergelbe Blüten
schwimmen überall.
Stille Welt lockst mich zur Rast!
Und so verträumt schau' die Weiden mich an:
nun fühl' ich, dass man dies Land so lieben kann.
Liebe alte Tiege,
die durchs Werder zieht,
sangest mir das Wiegenlied!
In der alten Tiege
spiegelt sich ein Haus,
halb verdeckt durch Schilf und Rohr.
Dort stand meine Wiege,
ging ich ein und aus,
Vater's Schiff lag oft davor.
Am schlanken Mast das Segel geschwellt
geht's über's Haff in die schöne weite Welt:
Fahre, alte Lomme
mit des Wimpels Zier,
grüß die stille Nehrung mir!