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Thema: Joachim Schroetter

  1. #201
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Lieber Wolfgang, an deinen Beiträgen gibt es nichts auszusetzen. Immer sachlich und konstruktiv. Viel Spaß in der Prärie.

    - - - Aktualisiert - - -

    Noch etwas habe ich auf der Seele. Nicht nur meine Seele fühlt so, auch andere haben mir schon ihre Sorgen mitgeteilt. Ich mache mir Sorgen, um das deutsch-polnische Verhältnis, was in letzter Zeit sehr belastet ist.

  2. #202
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Heute noch Mal ein Gedicht von mir:Heimat-Impressionen.

    Vieles ist in dieser Stadt neu erstanden,
    Goldwasser, Machhandel genügend
    vorhanden.
    St. Marien, Katharien, Brigitten Gotteshäuser unter Krieg stark gelitten. Noch sieht man die Wunden, stark geschunden.

    Viele Kinder die ich sehe,
    ihre Sprache nicht verstehe.
    Gehe durch historische Gassen.
    Reichtum so erfassen.

    Steinerne Figuren schauen auf mich herab,
    flüstern mir zu,
    willst du haben hier dein Grab.
    Alte Tore mächtig, scheinbar vital,
    gibt es hier in großer Zahl.

    Straßenbahn pünktlich wie immer,
    fährt in Richtung Abendschimmer.
    Richtung Brösen,
    ein wenig dösen.

    Fischerboote am Strand,
    viele wie ein Heer,
    sehe ich keine leider mehr.
    Friedlich das Meer vor mir liegt keine Spur mehr vom Krieg.

    Wind schickt seine Wellen,
    über narbenreiche Stellen.
    Will hier nicht mehr länger
    stehen,
    das habe ich jetzt eingesehen.

    Tränen, salzig, wie die Meere,
    ich hier nicht mehr wiederkehre.
    Heimat, du warst wunderschön,
    werde dich nicht weidersehn.

    Du Königin, du bist nicht mehr „meine „Stadt, auch wenn ich dich noch gerne hab.
    Verneige mich vor dir in Liebe
    für immer ich nun fortbliebe.
    Joachim Schroetter 2023

  3. #203
    Forum-Teilnehmer Avatar von Inge-Gisela
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Joachim, das Gedicht gefällt mir sehr. Das Traurige ist ja, dass Du bzw. Deine Familie Danzig verlassen musstet, politisch, und die Stadt war zerstört. Aber welche Stadt wurde wieder so schön aufgebaut? Die alten Häuser von früher, wie würden sie heute vielleicht aussehen? Eine andere Sprache - ja. Wie oft haben sich Geschichte und Landverteilungen verändert. Auch unsere Sprache verändert sich und nach meiner Ansicht nicht gerade zum Besten. Z. Zt. ist in so einigen Teilen der Welt nicht mit Frieden zu rechnen, was das Wichtigste für die Menschheit wäre. Vielleicht habe ich etwas Ähnliches schon einmal hier geschrieben :-(.

    Ich wohne z.B. seit Jahrzehnten nicht mehr in der Stadt, wo ich groß geworden bin. Ich besuche sie ab und zu, da ich dort noch 2 Freundinnen aus meiner Kindheit habe. Aber ist sie noch die Stadt, die ich kannte? Nein. Eigentlich sieht sie restauriert schöner aus. Aber die Menschen sind fremd. Auch in den Läden sieht man niemanden mehr, den man kennt. Es ist nicht mehr die Stadt mit meinen Erlebnissen. Sie war damals kurz nach dem Krieg, wir als Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen, grau und etwas zerstört. Als Kind hat man es so genommen, wie es war. Aber so lange wir unsere schönen Erinnerungen haben, ist es doch auch ein Geschenk. Wie z.B., der Gedanke an die Eltern, wo es in meinem Fall mittlerweile noch nicht einmal ein Grab gibt. Auf dem Friedhof sind die Jahre grabmäßig begrenzt. Aber die Menschen sind in unseren Herzen, nicht unbedingt auf einem Friedhof. Und wenn man alt ist, denkt man doch, das Leben war nur ein Augenblick, was ja auch stimmt, wenn man die Jahrtausende betrachtet.

    Lieben Gruß

    Inge-Gisela

  4. #204
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldkind
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Lieber Joachim,
    danke, dass du uns teilnehmen lässt an deinen Empfindungen. Ich kann sie nur all zu gut verstehen. Man braucht da auch nichts zu zerpflücken. Von Zeit zu Zeit nimmt unser Herz Abschied und der Verstand tut gescheit daran, wenn er sich aus dieser Angelegenheit raushält.
    Wenn ich auch selten auf deine Beiträge geantwortet habe, so habe ich sie doch mit verfolgt. So oft denke ich an dich, immer wenn ich einen Kirschbaum sehe. Vor allem, wenn sie im Frühling blühen, denke ich an dich, an deine Familie, an deine Geschichte. Aus diesen Bildern, trotz aller Trauer, geht so viel Kraft hervor, die niemals zu versiegen scheint. Jedenfalls nicht, solange es Kirschbäume gibt. Kirschbäume geben einem die Kraft sich auf die tiefsten Wunden in der Seele einzulassen und sich durch das Unerträgliche tragen zu lassen. In diesem Sinne werden meine Gedanken dich immer begleiten.
    Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass wir auch das, was unsere Vorfahren lebten und erlebten irgendwie in unserer Seele tragen und irgendwie geben wir es von Generation zu Generation weiter. In meiner Familie kam die Flucht und das Vertreiben häufig vor. Dann besteht die Aufgabe darin, das Flüchten und Vertreiben, egal in welcher Form es sich bemerkbar macht, aufzugeben. Hier im Forum sind wir einander auch ein Stück Heimat. Jedes Stückchen zählt. Unsere Geschichten, die wir uns erzählt haben, sind ein Stück Heimat. Für diese Puzzelsteine bin ich dankbar. Sie geben mir das Gefühl in etwas Größerem aufgehoben zu sein. Ein wesentliches Merkmal für Heimat, denke ich. Es macht keinen Sinn diese Puzzelsteine in eine Waagschale zu werfen. Ich denke nur manchmal, wie wäre mein Leben gelaufen ohne dieses Forum oder was für ein Mensch wäre ich heute. Ich glaube, dass mich die Menschen hier weniger verloren und weniger suchend gemacht haben.
    In diesem Sinne also für dich und alle hier ein herzliches Dankeschön. Wir können "unsere Städte" am Ende nicht mitnehmen, aber die innere Heimat schon. Liebe Grüße vom wald- und wiesenkind.
    Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

  5. #205
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Ich danke dir Waldkind, das hast du sehr gut formuliert.

    - - - Aktualisiert - - -

    Auch dir liebe Inge-Gisela danke ich für die netten Worte.

    - - - Aktualisiert - - -

    Es wird hier oft gewünscht, dass man zur politischen Lage in Polen und zur anstehenden Wahl Stellung nehmen soll. Ich will das aber nicht kommentieren, weil ich menschlich tief enttäuscht bin und nicht geglaubt hätte, dass uns die PIs Partei, Herr Katschynski als Nazideutschland bezeichnet und uns sogar heimlich einen Pakt mit Moskau, neben an deren andere unverschämten Behauptungen unterstellt. Das ist für mich sehr verletzend.

  6. #206
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Höre gerade "Klänge der Heimat", aus der Fledermaus. Da klingst auch bei mir. Ich höre das Orgelkonzert in der Kathedrale von Oliva, wo ich mit meinem Vater war. Oh, Klänge der Heimat, ihr ward so schön. Traurig bin ich.

  7. #207
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Hallo Joachim,

    wenn es Deine Kräfte noch zulassen, könntest Du doch noch einmal nach Danzig fahren und Dir dort u.a. ein Orgelkonzert in der Kathedrale von Oliva direkt anhören. Wenn es Dir aber nicht mehr möglich sein sollte, schicke ich Dir hier ein paar Ansichts- und Hörproben:

    https://www.google.de/search?q=konce...6CYpn2bv4,st:0
    https://www.youtube.com/watch?v=SHpL4QFv9bU
    https://www.youtube.com/watch?v=mJitXZ9kt9M
    https://www.google.com/search?client...C6oyWf0NQ,st:0

    Vielleicht kennst Du ja schon das eine oder andere Video.

    Viele Grüße
    Ulrich

  8. #208
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    Standard AW: Umweltfeeauf Polnisch

    Danke Ulrich, damit hast du mir eine große Freude gemacht. Ich sehe meinen Vater, mit Sehnsucht und Freude, wie wir durch den Park gehen. Zwar könnte ich noch mal kommen, aber die Wunden sind nun vernarbt und dabei soll es bleiben.

  9. #209
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Habe den Text aus der Fledermaus ein wenig abgeändert. "Klänge der Heimat, wecket mein Sehnen, verursacht Tränen, wenn ich euch höre, ihr vertrauten Lieder, zieht es mich nach Oliva wieder".

  10. #210
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Leider hat der Wolfgang das Thema Nachrufe geschlossen. Ich möchte mich aber doch für die warmherzigen Worte bedanken Ich finde es sehr würdevoll, wie unseren lieben Toten gedacht wird. Vielen Dank dafür

  11. #211
    Forum-Teilnehmer Avatar von Fischersjung
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Guten Morgen Joachim,
    das Thema Nachrufe ist ncit geschlossen, siehe hier:
    http://forum.danzig.de/forumdisplay.php?93-Nachrufe
    und letzter Beitrag:
    http://forum.danzig.de/showthread.ph...926-21-10-2011

    - - - Aktualisiert - - -

    Berichtigung: ....nicht geschlossen...
    Viele Grüße von Joachim

  12. #212
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Bei Wolfgang steht Thema geschlossen?

  13. #213
    Forum-Teilnehmer Avatar von Fischersjung
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Hallo Joachim,
    im Thema'Nachrufe auf Forummitglieder, Angehörige, Freunde' schreibt Wolfagng ausdrücklich:

    Zitat: "Mittlerweile wurden unzählige Nachrufe geschrieben. Bitte ergänzt sie durch Fotos, möglichst mit Angaben wann und wo und wie sie entstanden sind, egal wie weit der Nachruf zurück liegt. Schaut nach was Ihr noch an Fotos habt, kramt in Euren Foto-Archiven und schaut was Ihr erst kürzlich oder vor zehn oder zwanzig oder noch mehr Jahren aufgenommen habt. Und wenn es noch keinen Nachruf auf eine/n Verstorbene/n gibt, dann schreibt bitte einen!
    Wir wollen Niemanden vergessen. Jede/r der einmal war, verdient es gewürdigt und nicht vergessen zu werden." Zitatende

    Du kannst zu jeder Zeit im Link: http://forum.danzig.de/forumdisplay.php?93-Nachrufe
    ein neues Thema erstellen um einen Nachruf zu einem Verstorbenen einzustellen.
    Viele Grüße von Joachim

  14. #214
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Erinnerung

    Danzig - geliebte Heimatstadt
    schöne Königin am Meer.
    Ich sehne mich nach dir, ich sehne mich so sehr.
    Wir Kinder spielten fröhlich mit feinem Meeressand,
    Und ließen ihn dann rieseln, ganz langsam aus der Hand.
    Die Möwen oben kreisend, von Brösen weht der Wind,
    Und in den Dünens Hügel, lachte froh ein Kind.
    Wir waren braun wie Mohren, die Haare kurz geschoren,
    Am Ostseestrand geboren, hatten „ihn“ noch nicht verloren.
    Glücklich waren wir obendrein im warmen hellen Sonnenschein.
    Fischer flickten Netze, es roch nach Salz und Teer,
    Und viele schöne Muscheln schwemmte an das Meer.
    Man tat es auch nicht lautstark kund, machte man einen Bernsteinfund.
    Wir bauten Burgen aus Sand, waren stundenlang am Strand.
    Es war so herrlich in der Natur, von Umweltzerstörung keine Spur.
    Geliebte Heimat, stilles Glück, wie gerne kehrte ich zurück.

  15. #215
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Gedanken 2
    Geliebte Heimat, geliebtes Land,
    du kommst mir langsam aus dem Sinn,
    weil ich nicht mehr kann zu dir hin.
    Das Alter welkte Gesundheit und Gedanken,
    die sich einst wie eine schöne Rose um die Heimat ranken.
    Unbeschwertes Glück,
    kommt nicht mehr zurück.
    Bin in Gedanken am Strand,
    spiele im feinen Sand.
    Milder Wind weht aus Süden,
    in den weiten Dünen
    lacht froh ein Kind.
    Möwen in den Lüften sind.
    Friedlich liegt das Meer vor mir,
    war als Kind sehr gerne hier.
    Sammelten Muscheln und Strandgut,
    alles friedlich, alles gut.
    Netze trockneten an Stangen,
    viele Fische wurden gefangen.
    Lachse, Butt und Flunder.
    Meer ein Artenwunder.
    Nachdem behaglichen in der Sonne dösen,
    ging es über Kopfsteinpflaster zurück nach Brösen. Dort betrieb Oma einen Laden
    Zuckerstange und auch Fladen.
    Eltern und Geschwister sind nun tot.
    Die mir halfen in der Not.
    Bald ist niemand mehr da,
    der schildern kann, was Heimat war.
    Auch wenn die Verse einfach sind,
    erinnere ich mich so als Kind,
    was wird mein letzter Gedanke sein,
    bevor für immer bricht mein Augenschein.
    Joachim Schroetter 2024
    Ich wünsche euch allen eine gute Zeit.

  16. #216
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Ein alter Danziger

    Der Alte kriegsgebeugt,
    nach unten in die Mottlau äugt.
    Wünscht ein Wunder,
    sieht nur eine Flunder.
    Wünscht sich herbei, den Butt,
    den sprechenden Fisch,
    doch der landet auf den Mittagstisch.
    Es ist jetzt so still
    Keiner redet auch nicht Ilsebill.
    Es sind vergangen viele Jahren,
    wo er mit dem Vater an dieser Stelle waren.
    Er ist allein, traurig voll Gedanken,
    die sich um die Familie und Heimat ranken.
    Vielleicht ist es der letzte Blick,
    den er zum Krantor schickt.
    Die Flunder schwimmt indes nach Brösen,
    will im warmen Wasser dösen.
    Und denken an die große Flucht,
    die einst begann in dieser Bucht.
    Und das es gäbe endlich Frieden,
    der allen Menschen beschieden.
    J. Schroetter

  17. #217
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Es wird immer wieder beanstandet, das Forum wäre tot. Ich möchte einmal schildern, was ich darüber denke. Meine Eltern sind tot und meine beiden Brüder auch. Ich will an viele Dinge nicht mehr erinnert werden, sondern möchte sie verdrängen. Ein verlorener Schatz bleibt verloren, auch wenn ich ihn sehe, gehört er nicht mir. Endgültig habe ich erst von Danzig Abschied genommen, wenn ich gestorben bin
    Wenn ich in Brösen bin, sehe ich meine Oma am Fenster und am Strand meinen Opa. Wenn ich nach Langfuhr fahre, sehe ich meine liebe Mutter. Wenn ich in die Kathedrale in Oliva gehe, höre ich das Sonntagskonzert, das ich mit meinem Vater besuchte. Und wenn ich dann wieder an der Mottlau stehe, sehe ich meine Geschwister, wie wir um die Wette in die Mottlau spucken.
    Ich will das aber nicht mehr, weil es schmerzt. Mir kommen die Tränen. Ich muss das Kapitel ein für alle Mal abschließen. Es ist nicht meine, nicht mehr unsere Stadt, auch wenn sie zu mindestens, im Kern im alten Glanz erstrahlt, so können wir den Verlust nur nachtrauern und das geschieht ja auch.
    Die Gedanken an Danzig und an unsere Heimat, trägt doch seinem Herzen still und nachdenklich. Der einen mehr der andere weniger. Es handelt sich, um eine ideelle Sicht auf etwa Verlorenes.

  18. #218
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Hallo, guten Morgen. Meine Tante Ruth war eine geb. Welten und meine Tante Anni Schroetter eine geb. Dannhoff. Kennt jemand die Familien oder wurden die Namen hier schon mal erwähnt.

  19. #219
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    Standard Was bleibt?

    Zu 21:
    Lieber Belcanto, wenn du manchmal traurig bist, weil es immer weniger Danziger gibt, die aus eigenem Erleben über unsere Heimat berichten können, dann sind wir doch dankbar für all das, was uns viele Menschen zu ihren Lebzeiten an Schriften, Berichten, Bildern aufgeschrieben und hinterlassen haben. Manchmal gehe ich an meinen Bücherschrank, nehme irgend ein Buch in die Hand und lasse mir erzählen, was die Menschen vor mir gedacht, gefühlt, geschrieben haben. Am schönsten sind dann die die Jahrgänge "Unser Danzig". Und schon habe ich wieder "aufgetankt". Und manchmal finde ich auch in unseren Dateien Berichte von Feli, von Annemarie, von Ellen. Ja, alle sind schon vorausgegangen und haben Spuren hinterlassen. Feli hat ja auch ihr Leben in Büchern erzählt.
    E.Faber-Bockelmanns Gedicht gefiel mir heute besonders:
    Mein Meer - Elsa Faber-Bockelmann

    Du rätselhaftes Meer, so voller tiefer Wunder,
    du warst mir alles: Friede, Trost und Glück.
    Ging über Strand und Düne ich zu dir hinunter,
    kam ich beschenkt, gewandelt stets zurück.


    Du wiesest oft mir einen Weg in meinen Sorgen,
    vor allem schenktest du die inn're Ruh.
    In deiner Weite, Größe fühlt ich mich geborgen,
    dein Rauschen deckte meine Zweifel zu.

    Auch meine Freuden habe ich zu dir getragen,
    und habe immer sie geteilt mit dir.
    Ich konnte alles deinen Wogen sagen,
    wie bei der Mutter war's mir dann bei dir.

    Ob Stille auf dir ruhte und der Sonne Gluten
    sich dir vermählten, ob das Mondenlicht
    geheimnisvoll sich brach im Gischt der dunklen Fluten,
    ob Sturmwind heulte - du enttäuschtest nicht.

    Hier hör' ich Quellen murmeln, Bäche hurtig rauschen,
    sie eilen hin zum Meer in Jugendlust.
    Nur diesem Klange kann ich jetzt voll Sehnsucht lauschen,
    der die Erinnerung weckt in meiner Brust.
    __________________
    Schöne Grüße, Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  20. #220
    Forum-Teilnehmer Avatar von Inge-Gisela
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    Standard AW: Unsere Feli ist am 20.5.24 verstorben

    Joachim (Belcanto),

    ich denke, dass Stammbäume einiges zum Nichtvergessen beitragen können, wenn man sie nicht nur in der Familie belässt. Nicht immer sind z.B. Familienangehörige an der Vergangenheit der Ahnen interessiert. Dann verschwinden Daten, Fotos, Geschichten für immer. So kann man jedenfalls hoffen, dass etwas bestehen bleibt. Auch wenn da Irrtümer enthalten sein können und auch sind. Aber Irrtümer entstehen auch durch das Erzählen. Wenn einige dieselben Erfahrungen hatten, fragt man sie später, kann jeder etwas anderes erzählen, weil für jeden etwas anderes wichtig war. So sehe ich es z.B. bei meinem Mann und mir. Wir erinnern uns an unterschiedliche Dinge, obwohl wir das Gleiche erlebt hatten. Manches gerät auch in Vergessenheit. Mein Mann schreibt sich in Stichworten seit Jahrzehnten einiges auf. Das hilft unseren Erinnerungen manchmal auf die Sprünge. Und die kommenden Generationen können nicht das gleiche Empfinden haben wie die Betroffenen selbst. Wünscht man ihnen in mancher Hinsicht auch nicht. Sie haben ihre eigenen Wünsche, Träume, auch schlimmen Erfahrungen. Wenn man es richtig überlegt. Wir sind eigentlich alle nur ein Sandkorn. Und beeinflussen können wir die Weltgeschichte kaum. Und wer weiß, wie in 100 Jahren die Welt aussieht. Sicherlich nicht besser als heute.

    Lieben Gruß

    Inge-Gisela

  21. #221
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Unsere Feli ist am 20.5.24 verstorben

    Liebes Christkind, du hast recht. Ich bin sehr dankbar, für all das was hier geleistet wird. Noch heute, fast 80 nach dem Krieg, werden hier im Forum immer noch Menschen gesucht und Auskünfte erteilt. Das ist wunderbar. Ich bin nur traurig, wenn ich mir die Frage stelle: was wäre wenn, wäre mein Leben anders verlaufen als es verlaufen ist Ich hoffe, dass wir alle bei guter Gesundheit noch lange uns hier austauschen können.

    - - - Aktualisiert - - -

    Liebe Inge Gisela, wir haben auch unsere Stammbäume gepflegt. Und in der Tat, ist bald niemand mehr da, den die Familiengeschichten interessiert und sie allmählich in Vergessenheit gerät. Bald wird auch vergessen sein, dass Danzig aus unserem Erleben eben eine deutsche Stadt war, vor der man gedanklich immer mehr Abschied nimmt.

  22. #222
    Forum-Teilnehmer Avatar von Inge-Gisela
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    Standard AW: Unsere Feli ist am 20.5.24 verstorben

    Lieber Joachim.

    hätten meine Großeltern in Ohra (Danzig), +1923/1930, gedacht, dass ihre Enkelin fast 100 Jahre später sich Gedanken über ihr Leben machen würde? Sicherlich nicht. Ich wurde Jahre später erst geboren. Ich lerne jetzt doch durch die Ahnenforschung immer mehr meine Familie kennen, nicht nur die direkte Linie. Auch was sie von Beruf waren. Wobei man immer wieder feststellt, wie abhängig damals die Frauen ohne Beruf waren. Für viele sicherlich nicht eine so gute Zeit. Wissen wir wirklich, ob wir total vergessen werden. Oder die ehemaligen Städte, Dörfer, wie sie einmal waren. Wie Christa schreibt, es gibt Bücher, Fotos, die Erinnerungen wach halten bzw. Informationen zu früher darstellen. Und sehr viele alte Fotos auch von Danzig. Man staunt und ist auch traurig, wenn man diese Fotos sieht, aber man hat nicht diese Traurigkeit wie Du z.B., weil man das alte Danzig nicht selbst erlebt hat. Heute verstehe ich auch besser meinen Vater, der 1971 starb, und nicht mehr Ohra bzw. Danzig sehen wollte. Heute würde er vielleicht doch hinreisen wollen. Es ist wieder schön auferstanden, wenn auch nicht wie früher. Aber auch eine Stadt, die vielleicht nicht zerstört wurde, verliert mit den Jahrzehnten ihr altes Gesicht, nicht immer zum Besten.

    Lieben Gruß

    Inge-Gisela

  23. #223
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    Standard AW: Unsere Feli ist am 20.5.24 verstorben

    Hallo Inge -Gisela, die Empfindungen der Menschen sind individuell. Meine Empfindungen gehören mir. Ich habe auch Bilder gemacht als in Danzig war. Beispielsweise wo die Oma wohnte mit der ich schöne Kindheitserinnerungen verbinde. Ich habe über die Flucht und Danzig auch zwei Bücher geschrieben. Unser persönliches Schicksal geschildert, so wie es uns und sehr vielen ebenso ergangen ist. Dies diente mehr der Bewältigung der persönlichen Traumata als irgendwelchem literarischen Genre. Aber das wird auch bald zu Ende sein und niemals wird sich mehr daran erinnern können. Es ist deshalb gut, dass es dieses Forum gibt

  24. #224
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Ich möchte noch mal schildern, was ich meine. Als auf Danzig noch keine Bomben fielen, man keine Stalinorgeln hörte, die Menschen die Luftschutzbunker nicht aufsuchen mussten, es nicht nach verbranntem Teer roch und noch keine Zerstörung zu sehen war, waren wir glücklich.
    Wir konnten ohne Gefahr an den Strand gehen und in die Mottlau spucken und mit der Straßenbahn, zu den Großeltern fahren. Wir liebten unsere schöne Stadt. Vater arbeitete bei der Stadt, Mutter hatte eine kleine Wäscherei, der Bruder und die Schwester gingen aufs Gymnasium. Ich hatte Spielsachen, sogar einen Königstiger. Alles war friedlich und schön.
    Als die ersten Bomben zu hören waren und der Vater nicht mehr da war und eine merkliche Unruhe einsetzte, verschwand auch das Glück allmählich. Einige Zeit später wurde es gänzlich zerstört, genau wie unsere stolze Stadt. Und die Menschen fragten sich, manche bis heute, warum musste das geschehen.
    Doch wir hatten Glück, wir waren am Leben geblieben. Aber ist das wirklich ein Glück, angesichts der vielen Toten und der verlorenen Heimat. Angesicht der Entwurzelung, um die es ja hier geht. Die Stammwurzeln, sind abgehackt, sie wachsen nicht mehr nach. Damit habe ich mich abgefunden.

  25. #225
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    Standard AW: Joachim Schroetter

    Haben wir uns auch damit abgefunden, dass die Irren wieder auf den nächsten Krieg zusteuern?
    Dass Hass geschürt wird und wir nicht in Frieden leben können?
    Ja, anscheinend. Wir tun so, als wäre alles normal. Ja, Bomber, Panzer, noch mehr davon, natürlich muss Deutschland mitmischen. Nun wurde Scholz auch breitgekloppt? Und weil Krieg auch was mit uns zu tun hat, mit unserem Schicksal, unseren Kindheitserfahrungen, deshalb macht mich diese zerstörerische Politik so wütend.
    Jeder Krieg hat immer den gleichen Anfang und das gleiche Ende.
    Schönen Gruß, Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

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