Schönen guten Abend,
heute Morgen war ich im Neuen Rathaus von Danzig, der früheren Residenz der Völkerbundkommissare. Ein altehrwürdiges Gebäude (in dem ich auch geheiratet habe), von der Architektur her hochinteressant.
Anlass war eine Rede Antje Grotheers, Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, von der ich erfahren hatte und die ich hören wollte. Bremen ist ja Partnerstadt von Danzig.
Tja, ich weiß ja nicht, was alles vor und danach hinter verschlossenen Türen besprochen wurde und auf welches Interesse das stieß, aber der öffentliche Auftritt war in meinen Augen ein Desaster.
Antje Grotheer sprach über Danzig, Ukraine, Europa, über den Krieg in Europa. Es war eine Standardrede. Nichts besonderes. Es war eine nette und positive Rede.
Aber praktisch niemand hörte ihr zu. Ich hatte den Eindruck, dass sie von praktisch allen Stadträten ignoriert wurde. Diese hatten Besseres zu tun. Schreiben auf dem Computer oder auf dem Handy, Sprechen mit Kollegen. Es schien, Niemand war an der Rede interessiert. Antje Grotheer und ihre Rede wurden einfach ignoriert. Aber auch Antje Grotheer zeigte Ignoranz. Natürlich sah sie und wusste sie, dass ihre Rede offensichtlich absolut Niemand interessierte. Aber in einem solchen Fall muss eine Politikerin Zivilcourage zeigen. Wenn sie einen solchen Affront erfährt, muss sie nach den ersten Worten ihrer Rede sagen: "Danke, ich sehe, sie haben Wichtigeres zu tun als mir zuzuhören. Und auch ich habe Wichtigeres zu tun. Auf Wiedersehen!"
Es war kein Ruhmesblatt des Danziger Stadtparlamentes heute...
Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang